Sigma 120-400 mm F4,5-5,6 DG OS HSM

 

Ein Objektiv aus der eher preisgünstigen Liga, aber die Kombination aus Brennweitenbereich und Handlichkeit ist verlockend. Eingefahren nicht größer als ein 70-200mm Zoom mit 1:2,8 und mit 1780 Gramm auch kaum schwerer (das Nikon 70-200 VR-II wiegt z.B. 1535 Gramm). Also gute Startvoraussetzungen. Die Frage ist: Was kann es?

 

 


 

 

Wie schon oben geschrieben ist das 120-400mm Sigma schön kompakt, aber ohne dabei irgendwie mickrig oder billig zu wirken, im Gegenteil. Es sieht m.E. sehr wertig aus, und auch der ausgefahrene Tubus beim zoomen wirkt nicht so lächerlich wie bei manchen anderen Teleobjektiven mit variabler Offenblende.

 

Der visuelle Eindruck setzt sich in der Haptik nahtlos fort, es fühlt sich genau so solide an wie es aussieht, ist nicht zu leicht und nicht zu schwer, alles geht geschmeidig und nichts klappert oder wackelt. Der Zoomring befindet sich vorne, was vielleicht ungewohnt, aber für die Balance sehr praktisch ist. Wenn man es nach unten hält, fährt der Zoom von selbst aus, sofern man nicht den Lock betätigt, aber das ist wohl bei den meisten Telezooms dieser Klasse so.

 

Die Stativschelle ist gleichzeitig als Griff konzipiert und geradezu genial. In dieser Generation hatte Sigma generell ganz tolle, sehr ergonomische und praktische Stativschelle- Griff- Kombinationen. Leider haben die aktuellen Sigma Teles das nicht mehr, wohl um ein stimmiges Gesamt- Design zu kreieren wurden die aktuellen Griffe ganz fürchterlich eckig gestaltet. zum Beispiel bei meinem 120-300mm Sport...

 

 

Zoom eingefahren, ohne Gegenlichtblende. Die Frontlinse/ das Filtergewinde hat klassische praktische 77 Millimeter.

 

 

Mit Gegenlichtblende, selbige ist ausreichend groß, stabil und dürfte auch gut als Schutz vor Remplern und Regen dienen.

 

Auch auf maximale Brennweite ausgefahren sieht das 120-400mm nicht so lächerlich/ dünn aus wie manche anderen Zoomobjektive ;-)


 

Vergleich: Nikon AF-S Nikkor 70-200mm 1:2,8 G2 und Sigma 120-400mm 1:4,5-5,6 DG OS HSM. Durch die gleiche Länge und den gleichen Durchmesser des Zoomrings, sprich der Teil den man in der Hand hält, arbeitet es sich mit dem Sigma genauso entspannt und mühelos wie mit dem 70-200er. Durch den vorne liegenden Zoomring merkt man die Gewichtsverlagerung beim ausfahren des Tubus kaum.

 

 

 


Im Web hatte ich zum Sigma 120-400mm F4,5-5,6 DG OS HSM Meinungen und auch Bildbeispiele mit ziemlich großer Bandbreite gefunden, angefangen von "naja" bis hin zu "wirklich beachtlich". Das hat mich neugierig gemacht und ich wollte es ganz gerne mal selbst ausprobieren.

 

Natürlich unter praktischen Einsatzbedingungen, zu meinem Glück war nicht nur das Wetter kooperativ (bei einer maximalen Offenblende von 5,6 ist das verfügbare Licht durchaus ein Thema), es haben sich auch Flashy, Emma, Lily, Lucy, Momo, Little Whitey und natürlich Diana bereitwillig für ein wildes Action- Shooting zur Verfügung gestellt.

Nikon D700 & Sigma 120-400 mm F4,5-5,6 DG OS HSM  |  400mm  |  Blende 5,6  |  1/1000s.  |  ISO 3200
Nikon D700 & Sigma 120-400 mm F4,5-5,6 DG OS HSM | 400mm | Blende 5,6 | 1/1000s. | ISO 3200


 

 

 

Der erste Einsatz: 

 

Um den wechselnden Lichtverhältnissen aus Sonne, Wolken sowie schattigen Bereichen im Garten gerecht zu werden, habe ich die Kamera (D700) auf 1/1000s. (etwas zu lang für die schnellen Bewegungen, wie man auf dem einen oder anderen Bild sieht), Blende zum probieren natürlich offen, was in dem Fall F/5,6 bedeutet ( = die maximale Öffnung bei der längsten Brennweite, ich wollte vermeiden dass sie sich beim zoomen ständig ändert) und ISO Automatik gestellt.

 

Vorweg: Der Autofokus hat das besser gemeistert als ich erwartete, mit einem guten 70-200er hätte ich nicht weniger Ausschuss gehabt. Bei dieser Session habe ich am PC 70 von 261 Fotos wegen falsch sitzendem Fokus gelöscht. Das ist für Bewegtaufnahmen von den lebhaften, schnellen Katzen ein guter Schnitt.

 

 

 

 

 

Ergebnisse/ Bilder:

 

Dank der Sortierfunktion in Adobe Bridge zuerst eine Auswahl aus dem Brennweitenbereich 120 bis 200 Millimeter. Die Fotos mit wilden Sprüngen sind meistens gecroppt, das läuft viel zu schnell und zu unberechenbar ab, da muss ich einfach immer etwas Luft lassen, sonst fehlen zu oft Körperteile.

 

  


Als nächstes der mittlere Brennweitenbereich, 220 bis 300 Millimeter. Wie bei den meisten Telezooms ist hier die Leistung am besten. Lediglich Little Whitey hat, mangels Kontrast, für den Autofokus von Objektiv und Kamera manchmal ein Problem dargestellt. Zudem sind Aufnahmen vom Whitey in praller Sonne nicht wirklich der Bringer... 

 

 


 

 

Als letztes der Brennweitenbereich 330 bis 400 Millimeter. Den finde ich im Prinzip am spannendsten, denn zum langen Ende hin lassen die meisten Zooms ziemlich nach, die Preisgünstigen natürlich besonders stark. Bei dem Sigma 120-400mm kann ich aber wirklich nicht meckern, das ist in jedem Fall besser als erwartet. Leider bekomme ich mit der langen Brennweite keine Actionbilder hin, das liegt aber an unserem Garten, der ist dafür einfach zu klein, bei entsprechender Animation würden die Akteure ins Gebüsch fliegen.

 

 


 

 

Alle Bilder sind RAW aufgenommen und in Camera Raw nur minimal die Belichtung korrigiert und die Kontraste etwas verstärkt, sowie gegebenenfalls zugeschnitten, danach einfach nur als JPG in Web- Größe exportiert ohne weitere Photoshop Bearbeitung.

 

Ich war von dem Sigma 120-400mm F4,5-5,6 DG OS HSM wirklich positiv überrascht, so eine gute Leistung, vor allem auch des Autofokus, hätte ich von einem Telezoom in der Preisklasse nicht erwartet. Obwohl der Zoom in "Canon- Richtung" geht, was mich an einer Nikon doch immer wieder etwas verwirrt, liegt mir das gesamte Handling deutlich mehr als beim Tamron 150-600mm. Dass der Tubus beim zoomen vorne ausfährt merke ich im Eifer des Gefechts überhaupt nicht, es fühlt sich im Grunde an als würde man mit einem normalen 70-200er arbeiten. Sehr angenehm! Interessant auch, dass ich trotz teilweise sehr harter Kontraste nirgends auch nur eine einzige störende CA gefunden habe. 

 

Als nächstes möchte ich es bei der Greifvogel- Flugshow im Wildpark Poing einem Härtetest unterziehen. Und dann natürlich noch beim Reitsport, wofür es letztendlich gedacht ist. Wenn es sich bei letzterem gut schlägt, dann bin ich restlos begeistert. Bei einem Arbeitstag mit 10 bis 17 Stunden macht es nämlich durchaus einen Unterschied, ob ich die ganze Zeit das mächtige Sigma 120-300mm Sport (3,5 kg plus Kamera) stemme, oder eben dieses verhältnismäßig leichte, handliche Teil. Die Blende 5,6 oder auch noch etwas abgeblendet stellt beim Reitsport dank Blitzanlage ja kein Problem dar.

 

Und noch etwas muss ich probieren: Und zwar, ob das 120-400mm beim Abblenden an Schärfe und Auflösung noch zulegt. Nach optisch-mathematischen Grundsätzen sollte das ja selbstverständlich sein, aber nachdem ich einige Zeit das Sigma 100-300mm 1:4 EX DG in Gebrauch hatte, glaube ich es erst wenn ich es ausprobiert habe.

 

 


 

 

6. Oktober 2018 

 

 

Als nächstes kam der Härtetest: Die Greifvogel- Flugshow im Wildpark Poing. Grundsätzlich bin ich ein eher zweitklassiger Kandidat, wenn es darum geht Vögel im Flug abzulichten. Das Equipment muss also in der Lage sein, meiner hektischen und mäßig koordinierten Versuchen zum Trotz, möglichst oft die Schärfe zu finden und zu treffen.

 

Was soll ich sagen... es ging! Eine bessere Ausbeute bekomme ich auch mit dem besten Objektiv der Welt nicht hin. Natürlich gibt es Flugaufnahmen von Vögeln die deutlich spektakulärer sind, oder bei denen man die einzelnen Federstrahlen zählen kann, aber das ist aktuell gar nicht mein Ziel. Anders formuliert: Dafür muss jemand anderes hinter der Kamera stehen. Für meine Zwecke bin ich richtig happy mit meinem handlichen Sigma 120-400mm. Bei den relativ kleinen Motiven und Brennweiten zwischen 220 und 400 Millimetern würden jegliche Fokusabweichungen doch sofort deutlich auffallen. 

 

 

 

 

Ergebnisse/ Bilder: Die Aufnahmedaten stehen jeweils unterm Bild, in der vergrößerten Ansicht. Ich hatte diesmal ganz leicht, um eine drittel Blendenstufe, auf F/6,3 abgeblendet. Belichtungszeit war 1/1250s., was bei den größeren Vögeln gerade noch so ausreicht, wenn ich gut mitziehe (auf einigen Aufnahmen am Hintergrund zu erkennen). Man befindet sich im Wildpark Poing praktisch mitten im Geschehen und kann die Vögel in alle Himmelrichtungen fotografieren. Dadurch kommen allerdings enorme Helligkeitsunterschiede zustande, die ich nur mit Hilfe der ISO Automatik bewältigen konnte. Die ISO Werte der Aufnahmen reichen von 220 bis 6400! Mit einer Minus- Korrektur von einer drittel Blende lag ich überwiegend richtig, in manchen Situationen wäre -2/3 möglicherweise besser gewesen.

 

 

 

 

 

Alle Bilder sind RAW aufgenommen und in Camera Raw nur die Belichtung korrigiert und die Kontraste etwas verstärkt, sowie gegebenenfalls zugeschnitten, danach einfach nur als JPG in Web- Größe exportiert ohne weitere Photoshop Bearbeitung.

 


 

 

 

Jetzt bin ich noch gespannt, wie sich mein kleines Sigma beim Reitsport schlägt. Für den Einsatzzweck wäre es wirklich sehr praktisch. Bei einem Arbeitstag mit 10 bis 17 Stunden macht es nämlich durchaus einen Unterschied, ob ich die ganze Zeit das mächtige Sigma 120-300mm Sport (3,5 kg plus Kamera) stemme, oder ein  handliches Teil mit exakt dem halben Gewicht. Die Blende 5,6 stellt, sofern ich die Blitzanlage verwende, grundsätzlich ja kein Problem dar. Fragt sich, wie stark die geringere Lichtstärke den Autofokus der Kamera beeinträchtigt, in den meist dunklen Locations.

 

 

 

 

Das Sigma 120-400mm DG OS HSM gibt es ja, soviel ich weiß, nur noch gebraucht, z.B. hier bei Amazon  (Wie immer, Vorsicht vor den seltsamen Billiganbietern).